Mit der Erfindung der Aufnahmetechnik änderte sich der Ansatz, wie Menschen über Klänge denken, völlig. Alle Klänge konnten jetzt aufgenommen, in den Konzertsaal gebracht und musikalisch genutzt werden.
Höre dir diese Klänge an:
Neuer Klang Eins
Wie würdest du diesen Klang beschreiben?
Neuer Klang Zwei
Klingt es wie etwas, das du schon mal gehört hast?
Neuer Klang Drei
Was ist dieser Klang? Wo kommt er her?
Übung: Wie wurden diese Klänge gemacht?
- Klingen sie wie etwas, das du schon einmal gehört hast?
- Wo kommen sie her?
- Wie wurden sie gemacht?
Antwort:
Die Klänge wurden mittels Aufnahmetechnik aufgenommen, und mit Hilfe von Klangbearbeitungsprogrammen am Computer umgewandelt..
Wie wurde das gemacht? Klicke auf die Schaltfläche, um es herauszufinden.
Neuer Klang Eins: Wurde mit Hilfe von Transposition, Time-Stretch und Reverb erstellt. Ein ursprünglich piepsender Klang wurde nach unten transponiert und durch Zeitdehnung viermal so lang gemacht. Reverb wurde dann hinzugefügt, um die ursprünglichen Pieptöne zu verwischen und einen satteren und weicheren Klang zu erzeugen.
Neuer Klang Zwei: Dieser Klang wurde durch Transponieren einer Originalaufnahme von Vögeln und Hinzufügen von Hall erzeugt. Die Aufnahme mit Vögeln wurde auf das Achtfache des Originals nach oben transponiert. Dann wurde ein stark reflektierender Hall hinzugefügt, um den Klang verschwimmen zu lassen.
Neuer Klang Drei: Diese Aufnahme wurde durch Zeitdehnung und Transposition erstellt. Der Originalklang (ein vorbeifahrendes Auto) wurde aufgenommen und so gedehnt, dass er die doppelte Länge und die Hälfte seiner ursprünglichen Tonhöhe hat.
Später können wir diese Klänge kombinieren und organisieren, um zum Beispiel ganze Stücke zu machen:
Auszug aus einem Stück
Dies ist ein kurzer Ausschnitt eines Stückes, das durch das Kombinieren und Organisieren einiger der Klänge von oben entstanden ist. Alle Klänge in diesem Ausschnitt können als Teil des „Im Freien” – Klangkartenpakets in der Software Compose with Sounds gefunden werden.
- Hier ist ein Bild von der Session in der Compose with Sounds Software. So sieht es aus, wie man Sounds bearbeitet und kombiniert
Neue Musik für ein neues Zeitalter
Die Welt am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war ein sich schnell verändernder Ort. Die Erfindung des Automobils und die Expansion der Fabriken machten die Welt viel lauter und geschäftiger.
Die italienischen Futuristen waren begeistert von all den neuen Technologien, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfunden wurden: Autos, Telefone, Flugzeuge, Züge (von denen wir heute viele als selbstverständlich ansehen).
Sie empfanden die traditionelle Musik als veraltet, langweilig und in der Vergangenheit stecken geblieben. Sie wollten einen neuen Musikstil machen, der zu dieser neuen modernen Welt passen würde.
Alle Klänge zu schätzen wissen
Einer der Futuristen, Luigi Russolo, argumentierte, dass die meiste Musik nur mit etwa vier oder fünf verschiedenen Arten von Klängen gemacht wurde:
- Mit dem Bogen gespielte Instrumente
- Zupfinstrumente
- Blechblasinstrumente
- Holzbläser
- Schlagzeug
Er forderte:
„Wir müssen aus diesem engen Kreis von [Noten-]Klängen ausbrechen und die unendliche Vielfalt [aller] Klänge erobern.
Laden wir also junge Musiker von Genie und Kühnheit ein { das bist du! }, aufmerksam allen Klängen zuzuhören, damit sie die vielfältigen Rhythmen [und Töne], aus denen sie bestehen, verstehen können. […]
Denn wenn man die verschiedenen Klangfarben der Klänge und Geräusche mit denen der musikalischen Töne vergleicht, werden sie davon überzeugt sein, wie viel interessanter [alle Klänge sind im Bergleich zu den wenigen traditionellen Orchesterklängen]“.
Hört euch einige Beispiele von Klängen aus jeder Kategorie an. Welche Sammlung von Klängen bevorzugst du? Warum?
Orchestrale Klänge
Tasten – Diskrete und abgegrenzte Tonhöhen.
Blechbläser – Gleichmäßiger Klang mit einer Tonhöhe.
Perkussion – Hauptsächlich nur zur Betonung benutzt.
Bogen – Gleichmäßiger Klang mit einer Tonhöhe.
Alle Klänge
Klingeln – Komplexe Schwingungen und Schläge.
Knirschen – Verschiedene Texturen.
Plumps – Solider Schlag.
Plätschern – Viele kleine Klänge mit Tiefe.
Neue Klänge aus neuer Technologie
Als sich die Technologien im Laufe des frühen 20. Jahrhunderts entwickelten und verbesserten, wurden immer aufregendere Möglichkeiten, Musik zu machen, verfügbar.
Pierre Schaeffer arbeitete in den 1940er Jahren als Techniker beim französischen Radio (RTF), als er von den Möglichkeiten des aufgenommenen Klangs fasziniert war. Er nahm Klänge auf Vinylplatten (wie LP-Schallplatten) auf und erkundete dann die möglichen Umwandlungen von Klängen. Zum Beispiel: Umkehrung von Klängen, Transposition, Time-Stretch und looping.
Mit diesen Techniken erfand er einen Musikstil, den er Musique Concrète nannte.
Etude aux Tourniquets (1948)
Ein Auszug aus einer von Pierre Schaeffers fünf Klangstudien.
Extra
Inspiriert von Futuristen wie Russolo, machte Pierre Schaeffer Aufnahmen der Stadt um ihn herum und brachte sie ins Studio zurück, um Stücke der ‚Musique Concrète‘ zu machen. Sein frühes Stück ‚Étude aux chemins de fer‘ [‚Eisenbahn Etüde‘] (entstanden 1948) verwendete Aufnahmen, die in einem Pariser Eisenbahndepot gemacht wurden.
Mit Hilfe der Manipulationstechniken, mit denen er experimentiert hatte, versuchte er, die rhythmischen Eigenschaften der Eisenbahnklänge umzuwandeln, zu collagieren und zu erkunden, um ein Stück zu machen, das die Schönheit der Klänge selbst hervorhebt.
Zusammenfassung: Neue musikalische Möglichkeiten
Die Aufnahmetechnik hat die Musik für immer verändert. Jeder Klang kann nun aufgenommen, kontrolliert und organisiert werden, um neue Stücke zu machen.
Dies erlaubt uns, Dinge mit Klängen zu tun, die nie zuvor möglich waren, und lässt uns aus den Beschränkungen der Tradition ausbrechen.
Computer geben jedem Zugang zu Werkzeugen zur Umgestaltung von Klängen und zur Organisation und eröffnen allen die volle Welt der Klänge.
Fakt
Die meiste Musik, die wir hören, würde ohne die Aufnahmetechnologie nicht existieren.
Quelle
1913 veröffentlichte Luigi Russolo ein Manifest mit dem Titel ‚Die Kunst der Geräusche‘, in dem er zu einer neuen Musik aufrief – Lies sein Faltblatt hier.